Erinnerung ist das Geheimnis der Versöhnung -
Projektfahrt nach Auschwitz und Krakau im Herbst 1999

Inhalt:


Das Konzentrationslager Auschwitz

Die Stadt Auschwitz - auf polnisch Oswiecim - wurde 1939 an das III. Reich angeschlossen. Das Konzentrationslager wurde 1940 gebaut, um dort polnische politische Flüchtlinge gefangen zu halten, weil die Gefängnisse überfüllt waren. Später kamen Gefangene aus vielen Ländern. Doch vor allem Juden, sowjetische Kriegsgefangene und Sinti und Roma.
Am 14. Juni lieferte die Gestapo die ersten politischen Häftlinge ein. Es waren 718 Polen aus Tarnów.
Nachdem das KL Auschwitz überfüllt war, befasste man sich mit dem Bau des KL Auschwitz II Birkenau. 1942 entstand das KL Auschwitz III, das Lager Monowitz. Zu diesem Lager gehörten später noch 40 Nebenlager.
Die SS hatte vor dem Eintreffen der Roten Armee einen sehr großen Teil der Lager zerstört, um die Spuren der Verbrechen zu löschen. Doch vieles wurde wieder für die Besichtigung rekonstruiert. Im Stammlager sind alle Baracken erhalten, da es alte Steinkasernen waren.
Auf dem Gebiet des ehemaligen Stammlagers befinden sich in den Häftlingsblocks Ausstellungen, die die Geschichte des Konzentrationslagers aufzeigen, sowie nationale Ausstellungen.
In das Stammlager führt ein Tor mit der zynischen Aufschrift "Arbeit macht frei", durch das die Häftlinge täglich zur Arbeit auszogen und abends zurückkehrten. In 28 Baracken wohnten durchschnittlich 13.000 bis 16.000 Häftlinge. Im Jahre 1942 erreichte die Zahl über 20.000.

Das KL Auschwitz war das größte der Nazi-Konzentrations- und Vernichtungslager. Es ist deshalb so schwierig, abzuschätzen, wieviele Menschen dort umgekommen sind, weil der größte Teil der Häftlinge in Auschwitz-Birkenau gleich nach dem Eintreffen in den Gaskammern umgekommen ist. Sie wurden weder registriert noch irgendwo vermerkt.
Die Massenvernichtungsaktion der Juden begann in den ersten Monaten des Jahres 1942. Der Reichsführer SS, Heinrich Himmler bestimmte 1941, dass Auschwitz Zentrum der Vernichtung sein würde. Wegen der guten Verkehrsanbindung. Den meisten Juden, die zur Vernichtung ins Lager kamen, wurde versprochen, dass sie in den Osten umgesiedelt werden. Besonders wurden die Juden aus Griechenland und Ungarn betrogen. Ihnen wurden vor der Abfahrt nicht vorhandene Parzellen zum Bebauen von Landwirtschaften sowie Läden verkauft und Arbeiten von fingierten Betrieben angeboten. Sie mussten sich auch alle Fahrscheine für den Transport kaufen ("Todeskarten").
Da die Menschen dachten, sie würden umgesiedelt, brachten sie ihre kostbarsten Gegenstände mit. 70 - 75% der Eingelieferten kamen bei der Selektion sofort in die Gaskammer.
Den Opfern wurde versichert, dass sie ein Bad erwartete. Man führte ca. 2000 Menschen in einen 210 qm großen Raum mit Duschbrausen an der Decke, durch die jedoch nie Wasser kam. Nach Schließung der Tür schütteten die SS-Männer das Gas Zyklon B durch Öffnungen in der Decke in das Rauminnere. Nach 15-20 Minuten wurden die Türen geöffnet und den Leichen wurden die Goldzähne herausgebrochen, die Haare abgeschnitten (zur Produktion von Stoffen für die Armee 1kg Haare - 50 Pf) und der Schmuck abgenommen.
Die Firma "Degesch" nahm in dieser Zeit ca. 300 000 DM ein. Sie produzierte das Gas Zyklon B. Es wurden 20 000 kg Zyklon B verbraucht. Und anscheinend brauchte man zum Töten von 1500 Menschen 5 - 7 kg des Gases.
Die Wertgegenstände wurden entweder nach Deutschland verkauft und dort in Firmen verarbeitet oder man lagerte die Sachen wie Gepäck und Kleidung in Magazinen. Einige Tage vor der Befreiung durch die Sowjetarmee steckten die SS-Männer die Magazine in Brand. 30 solcher Baracken brannten ab, in den übrigen wurden 1000 Paare von Schuhen, Brillen, Kleidungsstücken, Prothesen u.v.a. gefunden. In einzelnen Sälen der Ausstellung im Stammlager Auschwitz sieht man eben diese Gegenstände, die übriggeblieben waren.
Die wenigen Häftlinge, die ins Lager geleitet wurden, waren durch die SS-Ärzte bei der Selektion als arbeitsfähig bezeichnet worden. Anfangs wurden diese Häftlinge von allen drei Seiten fotografiert und seit 1943 tätowiert. Da gab es keine Namen mehr, sondern nur Nummern.
Jeder musste seine Kleidung ablegen und Häftlingskleidung tragen, die mit der eigenen Nummer und dem Winkel mit dem Verhaftungsgrund benäht wurden. Die sog. Zebraanzüge schützten nicht vor Kälte und wurden in Abständen von vielen Wochen oder sogar Monaten gewechselt. Waschen konnten die Häftlinge sie nicht. Dies trug zur Verbreitung von Krankheiten bei.
Appelle oder Strafappelle konnten manchmal mehrere Stunden dauern. (der längste Appell am 6. Juli 1940 19 Stunden) Da wurden die Häftlinge gezählt. Die Menschen wurden gezwungen knieend oder in der Hocke auszuharren und mussten manchmal auch die Hände in die Höhe gestreckt halten.
Die Ernährung war viel zu gering (1300 - 1700 Kalorien am Tag). Der Hunger und die viel zu harte Arbeit waren Auslöser für die Erschöpfung und den Tod. Erwachsene Häftlinge wogen meist nur noch 20 - 30 kg.
Kinder wurden nicht anders als die Erwachsenen behandelt. Sie bekamen kaum mehr zu essen, und wohnten in den gleichen Baracken, die meistens total überfüllt waren.
Die Wohnverhältnisse waren auch im Stammlager katastrophal. In Schlafsälen, in denen mit Mühe nur 40 - 60 Personen untergebracht werden konnten, wurden bis zu 200 Leute eingepfercht.
Durch diese ganzen furchtbaren Umstände, gab es viele Epidemien die zur überfüllung des Krankenbaus führten. Deshalb mussten wieder Selektionen durchgeführt werden. Und die schwachen Patienten, bei denen keine Hoffnung auf baldige Genesung bestand, wurden umgebracht, durch Vergasung oder durch Phenolininjektionen direkt ins Herz.
Ärzte wie Prof. Dr. Carl Clauberg oder der bekannte Dr. Joseph Mengele führten ihre verbrecherischen Experimente an den Häftlingen durch.
"Eine schnelle Methode zur biologischen Ausrottung vor allem der slavischen Völker zu entwickeln", war sein Ziel. Dies probierte er an jüdischen Frauen aus. Auch an Zwillingen und Behinderten experimentierte er. Neue Medikamente und Präparate wurden an den Patienten ausprobiert. Vieles waren Feststellungen, von denen die heutige Wissenschaft noch immer profitiert.
Der "Todesblock" und die "Todeswand" befanden sich in und zwischen Block 10 und 11. Dieser Bereich war vom übrigen Lager vollkommen isoliert. Auf dem Hof von Block 11, dem Todesblock, fanden die Prügelstrafen und die Erschießungen statt, bei welchen meistens Polen starben.
Das Strafsystem der SS diente zur Vernichtung der Häftlinge. Die Strafen wurden für die kleinsten Vergehen verhängt. Das Abreißen eines Apfels vom Baum z.B. konnte zur Todesstrafe ausreichen. Im Untergeschoss des Blocks fanden die schlimmsten Strafen statt. Der Hungertod, Erstickungstod, Stehzellen in denen man zu viert in einer 90 mal 90 cm großen Zelle ein paar Tage stehend ausharren musste. In der Hungerzelle erlitt unter anderem auch der geistliche Pater Maksimilian Kolbe den Tod, weil er einem anderen das Leben gerettet hatte und für ihn sterben musste.
Widerstand war kaum möglich. Doch trotzdem gab es eine Untergrundorganisation im Lager, die mit der polnischen Bevölkerung Kontakt knüpfte und Päckchen mit Lebensmitteln und Medikamenten ins Lager schmuggelte. Namenslisten mit Namen der Opfer und der SS-Männer wurden weitergegeben. Man versuchte, die kriminellen Häftlinge, die mit den SS-Männern zusammenarbeiteten, von ihren Posten zu entfernen und an ihrer Stelle politische Häftlinge einzusetzen. Geheime Gottesdienste wurden abgehalten und ein illegales künstlerisches Schaffen entwickelte sich.
Am 19. Juli 1943 wurden 12 polnische Häftlinge vor den Augen der anderen auf dem Appellplatz erhängt, weil sie Kontakte mit der polnischen Bevölkerung hatten und 3 anderen Häftlingen bei der Flucht geholfen haben.

Katherine Grzelak



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