Erinnerung ist das Geheimnis der Versöhnung -
Projektfahrt nach Auschwitz und Krakau im Herbst 1999

Inhalt:


Und wie lief's in der Gruppe? - Persönliche Eindrücke

Angefangen hat alles ganz harmlos in einem kleinen verschlafenen Ort namens Peseckendorf.
Dort trafen drei verschiedene Grüppchen unschuldiger Jugendlicher verschiedener Herkunft ein. Von Vorurteilen und freudiger Erwartung und Neugierde beherrscht, machten sich die Polen, Ostdeutschen und Westdeutschen übereinander her....
Nein. Ich werde anders schreiben:
Wir lernten uns alle kennen. Schon am ersten Abend wurden wir in verschiedene Gruppen zusammengewürfelt und konnten so schon einmal einen kleinen Einblick gewinnen, wie wir miteinander zurechtkommen. Dieses Vorbereitungswochenende machte uns allen, vermute ich, sehr viel Spaß und es machte die Vorfreude auf unsere Reise nach Polen um so größer.
Mir gefiel die große Offenheit von allen Seiten. Und wie gut doch die Verständigung mit den Polen funktionierte. Da zeigt sich mal, wofür unser liebes gutes Schulenglisch und unsere Hände und Füße noch nützlich sein können!

Ich persönlich konnte die Reise kaum erwarten.
Natürlich war am Anfang, als wir in der Jugendbildungsstätte in Auschwitz ankamen, doch noch eine kleine Hemmschwelle da, (es waren nun doch schon 1 1/2 Monate vergangen) aber schon nach dem ersten Bier am Abend kamen wir uns wieder näher.
Es war manchmal so gut und so witzig, dass man schon fast vergaß, wo man sich eigentlich befand. In Auschwitz.
Man könnte es fast mit einem Doppelleben vergleichen, wenn man sich unseren Tagesablauf ansieht. Tagsüber besuchten wir die Lager, machten Archivarbeit, praktische Arbeit im Lager selbst oder wir diskutierten sehr ernsthaft. Und abends setzten wir uns gemütlich zusammen und lachten noch ein Weilchen bei einem Bierchen oder einer Cola!
Man soll aber keinesfalls denken, wir seien dem Thema mit wenig Ernsthaftigkeit entgegengekommen. Im Gegenteil. Ich glaube, dieser Besuch in Auschwitz war ein sehr prägendes Erlebnis für uns alle und es korrigierte falsche Einbildungen und Assoziationen.
Die mehr als lustigen Abende halfen uns unter anderem die Eindrücke zu verarbeiten und vor allem: sie brachten uns näher. Ohne die Musik, die Witze, (unsere verrückten Aktionen: Betten verrücken, Schilder klauen, Verkleiden, Haufen, Sexgötter, Ursulas, diverse Gedenkdienstleistende,........) und letztlich auch den Alkohol, hätten wir uns nie so gut verstanden.v Jedoch muss ich sagen, man merkte doch oft, dass die verschiedenen Gruppen noch klar voneinander getrennt waren. Jede Gruppe hatte ihren starken Kern, der zwar sehr für sich spricht, aber der Phantasie einer "internationalen selbständigen Gruppendynamik" nicht ganz so entsprach, wie es sogar hätte sein können.
Das schadete aber nicht so. Man kann schließlich nicht erwarten, dass nach einem einzigen Treffen alles so reibungslos verläuft wie gedacht. Dafür, dass es für viele der erste Kontakt mit Leuten aus Polen, Ostdeutschland oder Westdeutschland war, war es schon mal sehr positiv.
Dann, in Krakau, war die Stimmung weiter genial.
Jedoch wurden wir durch die Zimmerverteilung in diesem riesigen Studentenhotel ein wenig gespalten.
Da zeigte sich dann, meiner Meinung nach, am deutlichsten, wie stark die Verbundenheit unter uns war. Am ersten Abend noch fanden wir uns alle zusammen in einer Kneipe. Jedoch nur wegen mehrerer zufälliger Begegnungen und durch Weitersagen. Aber leider mussten die "Wessies", also die Weil der Städter schon am 2. Abend mit dem Zug gen Heimat düsen.
Am nächsten Tag fuhren dann auch die Polen und die "Ossies". -Ich mit den Ossies, weil noch ein paar Tage in Magdeburg sein(....... Hä?...Wie Jätszt ...... ?! ....).

Zwei oder drei Monate später trafen wir uns dann wieder im schönen romantischen Schwarzwald. Leider nicht ganz vollständig, aber dafür mit einem sehr netten Zeitzeugen, der extra aus Polen mitgereist ist.
Dies sollte noch ein kurzes Abschlusswochenende werden, wo wir mitunter auch einen Geburtstag feierten.
Man kann es nicht besser sagen. Wir haben, glaube ich alle, damit abgeschlossen. Das ist nicht negativ gemeint, aber wenn ich nach meinem Gefühl gehe, dann war nach der Fahrt nach Polen immer noch etwas offen. Dieses Etwas konnte ich mit diesem Wochenende sehr gut schließen. Ich habe keinen schlechten Nachgeschmack. Ganz im Gegenteil, ich erinnere mich gern an die Fahrt zurück.
Schon allein aus dem Grund, weil ich zum ersten mal die Konfrontation von meiner Muttersprache und vom Deutschen erlebt habe. Ich hab zum ersten mal auch gemerkt, wofür meine Sprachkenntnisse nützlich sein können.
Zudem habe ich sehr, sehr nette Leute kennengelernt. Und einige dieser Leute wollen sich in den Sommerferien auch wiedertreffen, in Krakau, in Strzegom oder in Stuttgart...

Katherine Grzelak


Reaktion einer Schülerin
Das Erlebnis in Auschwitz hat mich persönlich sehr geprägt und ich habe gemerkt, dass ich trotz meines Respektes vor der Geschichte noch immer nicht genug weiß, um leichtsinnig darüber zu reden. Ich habe ein vollkommen anderes Verhältnis zum Nationalsozialismus erhalten. Auch will ich mich dafür bedanken, dass ich an diesem deutsch-polnischen Projekt teilnehmen und ein klein wenig behilflich sein konnte.
Es war mein erstes mal, als Dolmetscher zu agieren. Und anfangs dachte ich, dass es viel schwieriger sein würde. Aber es war einfach und spaßig. Ich hatte zum ersten mal das Gefühl, dass meine zweite Muttersprache auch von Nutzen sein kann. Die Gruppe selbst hat mir auch gefallen.



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