Erinnerung ist das Geheimnis der Versöhnung -
Projektfahrt nach Auschwitz und Krakau im Herbst 1999

Inhalt:


Kazimierz - das jüdische Viertel Krakaus

Entstehung
Der Stadtteil Kazimierz wurde 1252 von christlichen Siedlern gegründet. Im 15. Jahrhundert wurden dann die Juden, die zuvor überall in der Stadt verteilt lebten, nach Kazimierz umgesiedelt. Das jüdische Viertel lag damals extra auf der anderen Seite der Weichsel (später wurde das Flußbett verlegt). Jede Jüdische Gemeinde muß mindestens eine Synagoge, einen Friedhof und ein Bad besitzen.

Synagogen:
In Kazimierz gab es mehrere Synagogen. Es sind fünf der alten Synagogen erhalten, von denen nur noch eine in "Betrieb" ist. Aus religiösen Gründen ist es Männern nur mit Kopfbedeckung gestattet die Synagoge zu betreten. Daher ist es für größere Besuchergruppen empfehlenswert, Mützen mitzubringen, da die Zahl der Kippa in der Synagoge sehr begrenzt ist. Neben der "intakten" Synagoge liegt der alte jüdische Friedhof.
Die Mauer des Friedhofs besteht aus zerstörten Grabsteinen, die die Nazis als Baumaterial verwendet hatten.
In zwei Synagogen finden Ausstellungen statt und Filme zur Jüdischen Kultur und Geschichte werden gezeigt. Zwei Synagogen werden gerade restauriert, eine davon ist die Reformsynagoge: In den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts erlebte man eine Umbruchszeit, die das Judentum in orthodoxe und reformierte Juden spaltete, auch in Krakau entstand eine große Reformsynagoge, die die Frauen mehr in ihren Gottesdienst mit einbezog.
Im jüdischen Viertel findet man an so manchem Türsturz Löcher. Diese rühren von den Mesusas her. Mesusas sind kleine Kästchen, die am Türsturz befestigt werden und einen biblischen Segensspruch entahlten. Sie symbolisieren, dass gläubige Juden in diesem Haus wohnen. Viele dieser Mesusas wurden von den Nazis herausgeschlagen.

Wie schon in der Geschichte gibt es auch heute noch Spannungen zwischen polnischen Juden und Christen, was sich auch an der Problematik um die Aufstellung des Gedenksteins für polnische Opfer der NS-Zeit zeigt: die Polen stellten an einer Stelle in Kazimiercz, wo 30 christliche Polen erschossen wurden, einen Gedenkstein für diese auf, erwähnten aber nicht, dass gleichzeitig 65 000 Juden, die aus diesem Viertel stammten, deportiert und umgebracht wurden. Die Empörung der Juden war groß. Erst später wurde in der Nähe ein jüdischer Gedenkstein aufgestellt.

Das jüdische Viertel heute:
Von den ehemals 70 000 Juden leben heute nur noch ca. 20 in Kazimierz. Das bis dahin heruntergekommene Viertel wurde nach den Dreharbeiten zu "Schindler´s Liste" (uns wurde ein Original-Schauplatz der Dreharbeiten gezeigt) zu einer touristischen Attraktion und erfuhr dadurch eine neue wirtschaftliche Belebung. Somit war Geld für Renovierungen, neue Restaurants und Hotels vorhanden.

Lars Eberhardt und Melanie Mörbe



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