Erinnerung ist das Geheimnis der Versöhnung -
Projektfahrt nach Auschwitz und Krakau im Herbst 1999

Inhalt:


Die polnische Widerstandsbewegung gegen den Nationalsozialismus 1939-1945

Am 1. September 1939 griff das faschistische Deutschland Polen von Westen an, und ein paar Wochen später kam der Angriff vom Osten von der Sowjetunion. Schon im September 1939 begann man in Polen das Untergrundmilitär und auch eine polnische Geheimregierung zu organisieren. Die Idee stammte vom General Michal Tokarzewski-Karaszewski, der nach der Niederlage von Warschau einen Plan für eine geheime Militärorganisation verbreitete.
Nach der Konsultation mit den politischen Parteien gründete man die Organisation "Dienst dem Sieg Polens".
Diese Organisation bereitete ein Attentat auf Hitler vor. Es sollte während der Siegesparade am 5.10.1939 in Warschau stattfinden. Das Attentat konnte aber nicht durchgeführt werden, da Zuschauer bei der Parade verboten waren. Kurz danach entstand aufgrund dieser Organisation eine Militärorganisation die den Namen "Kampfbund" trug. Dieser Bund war der polnischen Regierung in der Emigration in Frankreich untergeordnet und an seiner Spitze stand General Soszkowski. Dieser Bund hatte vor, gegen die deutsche und sowjetische Besatzung zu kämpfen. Deswegen teilte man Polen in zwei Kampfbereiche.
Im Februar 1940 haben sich die polnischen politischen Parteien zusammengeschlossen und bildeten eine Untergrundorganisation, um den Kampf der Bevölkerung und den militärischen Kampf gegen die Okkupanten zu integrieren. Dies beweist, dass man auch im besetzten Inland Polens nicht passiv blieb.
Als es im Jahre 1940 zur Niederlage Frankreichs kam, wurde die polnische Emigrationsregierung von Frankreich nach Großbritannien verlegt. Man musste auch die Struktur der geheimen Kampforganisation ändern und man gründete in Polen eine Zentrale des Kampfbundes.
Die Vertreter der polnischen Regierung in London riefen alle Polen zum Kampf gegen die Besatzungsmacht auf. Es sollte ein Zivilkampf sein. Man sollte z.B. an keinen deutschen Unterhaltungsveranstaltungen teilnehmen und keine Presse des Okkupanten kaufen. Im Jahre 1941 entstand in Polen eine Vertretung der polnischen Emigrationsregierung. Sie führte eine breite Konspiration gegen die Feinde und es bildeten sich viele Partisanenabteilungen.
Alle geheimen Organisationen führten keinen offenen breiten Kampf gegen die Besatzungsmacht. Sie verbreiteten eine Konspiration gegen die Feinde. Sie gründeten ein dichtes Konspirationsnetz, sammelten alle Art von Waffen, bildeten junge Soldaten aus, machten oft Sabotageaktionen, vernichteten Lebensmittelvorräte der Besatzer und sprengten Munitionslager und Kraftstofftanks in die Luft. Zugleich wurde eine breite Aktion von den polnischen Pfadfindern geführt, die den faschistischen Okkupanten lächerlich machen sollte.
Eine große Rolle spielte zu dieser Zeit die Information und Propaganda. Die Regierungsvertretung gab einige Zeitschriften heraus wie z.B. "Biuletyn Informacyjny" und "Rzerzpaspolita Polska". Fast jede politische Gruppe, die in der Konspiration wirkte, gab einige Zeitungstitel heraus. Am Ende des Jahres 1939 gab es etwa 30 Titel, 1940 fast 200, und 1941 schon über 290. Die Zeitungen und Zeitschriften berichteten über die Entwicklung der Situation in ganz Europa, ermutigten die polnische Bevölkerung, beeinflussten das Verhalten gegenüber der Besatzungsmacht und hatten einen großen Einfluss auf die Geschehnisse im ganzen Land.
Da die Deutschen alle Oberschulen geschlossen hatten, entstand schon 1939 ein umfassendes geheimes Schulsystem für Gymnasiasten und Studenten.
In den Jahren 1941-43 entwickelte sich die Vertretung der polnischen Regierung. 1942 entstand im Innendepartment das "Büro der Neuen Gebiete". Es sollte einen Plan für die Übernahme der Gebiete von Ostpreußen, Westpommern und Schlesien nach dem Kriegsende vorbereiten.
Am 14. Januar 1942 wurde der geheime Kampfbund zu einer militärischen Organisation, der "Landesarmee".
Sie sollte das ganz Untergrundmilitär integrieren. Ende des Jahres 1942 zählte diese Armee schon 200.000 Soldaten. Das Ziel der Armee war Selbstverteidigung und Vorbereitung eines Aufstandes auf dem Gebiet des Landes, wenn es bloß zu einer Schwächung der Deutschen kommen sollte. Die Landesarmee war ausgezeichnet organisiert. Sie besaß einen eigenen geheimen Rundfunk und einen direkten geheimen Kontakt mit der Regierung in London. Man schulte neue Militärkader und produzierte viele Arten von Waffen in Hauswerkstätten. Dank der Landesarmee und ihrer Spionageaktionen wurde die Fabrik der Rakete V-1 1943 von den Alliierten durch einen Bombenangriff zerstört. Die Landesarmee verbreitete eine sehr aggressive antifaschistische und antisowjetische Propaganda.
Aber nicht nur die Landesarmee kämpfte gegen die Besatzungsmacht. Es gab auch eine starke zivile Widerstandsbewegung. Im Dezember 1942 gründete man eine Zentrale für den Zivilkampf. Zu ihren Aufgaben gehörten: Verurteilung der Verräter nach polnischem Recht, Sabotageaktionen, Vorbereitung der Radiosendungen, die dann aus London gesendet wurden, Registrierung der Mordtaten der Nazis, Kampf gegen die Zwangsarbeit, gegen die deutschen Kinos und Lotterien, die die Rüstung der deutschen Armee finanzierten.
Der polnische Untergrundstaat befasste sich ebenfalls mit dem Problem der polnischen Juden. Man berichtete der Regierung in London über die Massenvernichtung der Juden und diese informierte die ganze Welt darüber.
Man hatte Kontakt mit der Kampforganisation im jüdischen Ghetto in Warschau. Viele polnische Hilfsorganisationen halfen den Juden. Manche Polen versteckten Juden, obwohl sie wußten, dass sie dadurch ums Leben kommen könnten.
Die Widerstandsgruppen führten zahlreiche Aktionen durch. Beachtenswert ist eine Aktion im März 1943 in Warschau. Dort hat man 25 Häftlinge aus einem deutschen Transport befreit.
Die Partisanen griffen, wo es nur möglich war, deutsche Truppen an. Mitte des Jahres 1943 gab es etwa 50 Partisanenabteilungen die der Landesarmee unterstanden. Die Zahl der Armeesoldaten stieg von Tag zu Tag. 1944 zählte man schon über 300 000.
Eine wichtige Rolle hatte die Abteilung "N" in der Landesarmee. Sie führte einen psychologischen Kampf gegen die deutschen Soldaten. Mit Flugblättern und Broschüren in deutscher Sprache versuchte man, ihnen das Verbrechen des Hitlerregimes und die ganze Gefahr des nazistischen Staates bewusst zu machen. Sie sollten wissen, dass sie einem Mördersystem dienten.
Die letzte und größte Aktion der Landesarmee war der Warschauer Aufstand. Er begann am 1. August 1944 um 17 Uhr. Man hoffte auf eine Unterstützung der Roten Armee, die schon östlich der Weichsel, also direkt vor den Toren Warschaus, lag. Stalin aber hat Polen betrogen. Der Aufstand dauerte nur 63 Tage. Trotz des Heldenkampfes der Warschauer, musste die Stadt am 2. Oktober kapitulieren. Die polnische Hauptstadt wurde zu einem Trümmerhaufen und die Soldaten der Landesarmee kamen als Kriegsgefangene in deutsche Lager.

Das kurze Referat enthält nur einiges aus der polnischen Geschichte während der deutschen Besatzung. Aber wir hoffen, dass ihr jetzt eine gewisse Vorstellung davon habt. Wir wollten euch an einigen Beispielen zeigen, wie sich die polnische Bevölkerung während des Krieges verhalten hat. Viele Leute waren sehr aktiv. Für ihre Tätigkeit kamen sie oft in die KZ-Lager, verloren ihr Leben. Der Patriotismus regte sie zum Handeln an, obwohl sie sich bewusst waren, womit das enden kann. Als Beispiel könnends wir die zwei Herren nennen, die wir im Zeitzeugengespräch gehört haben. Einer machte polnisches Theater und der andere war Mitglied einer geheimen politischen Organisation.

Jaroslaw (Jarek) Flakowski



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