Ich wurde zusammen mit einigen andern Häftlingen
in den Vernehmungsraum
der Politischen Abteilung gebracht

Aus welchem Grund waren Sie eingeliefert worden

Das wußte ich nicht
Ich wußte nicht was ich sagen sollte
und bat die Herren mich zu fragen
Da wurde ich bewußtlos geschlagen
Als ich zu mir kam lag ich auf dem Korridor
Boger stand neben mir
Steh auf sagte er
Aber ich konnte nicht aufstehn
Boger trat nach mir
Da richtete ich mich an der Wand auf
Ich sah daß Blut an mir herunterfloß
Der Fußboden und meine Kleider
waren voll von Blut
Mein Kopf war zerschlagen
das Nasenbein gebrochen
Den ganzen Nachmittag bis spät in die Nacht
mußte ich mit dem Gesicht zur Wand stehn
Es standen noch einige andere hier
Wer sich umdrehte
wurde mit dem Kopf an die Wand gestoßen
Am nächsten Tag wurde ich wieder vernommen
Mit den andern Häftlingen
wurde ich in das Zimmer geführt

Was wollte man von Ihnen erfahren

Ich wußte die ganze Zeit nicht um was es ging
Ich bekam ein paarmal etwas an den Kopf
ich glaube es war eine Metallspirale
dann mußte ich wieder in den Korridor raus
und mein Nebenmann wurde von Boger abgeführt
in das angrenzende Zimmer
Er hieß Walter Windmüller

Wissen Sie was mit ihm geschah

Ich schätze
er ist 2 bis 3 Stunden drin gewesen
Ich stand im Korridor mit dem Gesicht zur Wand
Dann kam Windmüller raus
Er mußte sich neben mir hinstellen
Er blutete aus den Hosenbeinen
und kippte ein paarmal um
Wir haben dort gelernt
mit unbeweglichen Lippen zu sprechen
Als ich ihn nach der Vernehmung fragte
sagte er
Mir sind dort drin die Hoden zerschlagen worden
Er starb noch am selben Tag

War Boger für den Tod
dieses Häftlings verantwortlich

Ich bin sicher, daß er mindestens
mit unmittelbarem Zutun Bogers
wenn nicht von ihm selbst
erschlagen wurde

Angeklagter Boger
haben Sie etwas zu sagen

Herr Vorsitzender
wenn ich es erklären darf
Dieser Vorgang hat sich nicht so abgespielt

Wie war es denn

Herr Vorsitzender
ich habe niemanden erschlagen
Ich hatte nur meine Vernehmungen durchzuführen

Was waren das für Vernehmungen

Manchmal waren es verschärfte Vernehmungen
die im Rahmen der bestehenden Verordnungen
praktiziert wurden

Wie waren diese Verordnungen begründet

Im Interesse der Sicherheit des Lagers
mußte gegen Verräter und andere Schädlinge
strengstens vorgegangen werden

Angeklagter Boger
war Ihnen als Kriminalkommissar nicht bekannt
daß ein Mensch
der einem solchen Verhör unterzogen wird
alles sagt was man von ihm hören will

Da bin ich ganz anderer Auffassung
und zwar mit ausdrücklichem Bezug
auf unsere Amtsstelle
Bei der Verstocktheit der Gefangenen
half nur Gewalt zur Herbeiführung
von Geständnissen

Als ich in den Vernehmungsraum gerufen wurde
sah ich auf Bogers Tisch
einen Teller mit Heringen stehn
Grabner fragte mich ob ich hungrig sei
Ich sagte nein
Aber Grabner sagte
Ich weiß wann du zuletzt Mittag gegessen hast
Du wirst heute mein gutes Herz kennen lernen
Ich wende dir zu essen geben
Der Boger hat einen Salat für dich gemacht
Er befahl mir zu essen
Ich konnte nicht
denn meine Hände waren mit Handschellen gefesselt
Da stieß Boger mein Gesicht auf den Teller
Ich mußte die Heringe in mich hineinschlingen
Sie waren so versalzen, daß ich erbrach
Ich mußte das Erbrochene und den Rest der Heringe
auschlecken
Zum Schluß hatte ich noch was im Mund stecken
und Boger rief
Paßt auf daß er den Rest nicht
auf dem Korridor ausspuckt
Dann wurde ich in den Block Elf gebracht
und auf dem Dachboden
an den nach hinten gebundenen Händen
aufgehängt
Das hieß Pfahlhängen
Man hing so hoch
daß die Fußspitzen gerade den Boden berührten
Boger stieß mich hin und her
und trat mir in den Bauch
Vor mir stand ein Eimer mit Wasser
Boger fragte mich, ob ich trinken wollte
Er lachte und drehte mich hin und her
Als ich ohnmächtig wurde
übergoß man mich mit dem Wasser
Meine Arme starben ab
Die Gelenke platzten fast
Boger stellte mir Fragen
aber meine Zunge war so angeschwollen
daß ich nicht antworten konnte
Da sagte Boger
Wir haben noch eine andere Schaukel für dich
Ich wurde
zur Politischen Abteilung zurückgebracht

Herr Zeuge
wurden Sie einer Behandlung auf dieser Maschine
unterzogen

Ja

Es war also doch möglich
dies zu überleben