Erinnerung ist das Geheimnis der Versöhnung -
Projektfahrt nach Auschwitz und Krakau im Herbst 1999

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Josef Mengele - Der Todesarzt von Auschwitz

Am 16.März 1911 ist in Günzburg/Donau der grausamste Arzt des 20. Jh. geboren worden. Doch zu der Zeit ahnte noch keiner von seinen sadistischen Zügen. Er durchlebte zwar eine gewöhnliche Kindheit, galt als resolut und energisch, aber das macht noch keinen Mörder aus.
Nach dem Abschluss an einem humanistischen Gymnasium 1930 studierte er bis 1936 Medizin. Dort stand er unter dem Einfluss des Anthrophologen Th. Mollision. Durch ihn bekam Josef Mengele einen Einblick in die Gedankenwelt der Eugenik und der "Rassenhygiene". Doch noch stärker hat ihn Verschuer beeinflusst. Dieser befasste sich mit den biologischen Gesetzmäßigkeiten der Vererbung, insbesondere der Vererbung von Krankheiten und Anomalien des Menschen. Verschuer bevorzugte Zwillings-, Familien-und Sippenforschung. Er hatte auch ein besonderes Interesse an Sterilisierungen.
Nachdem Josef Mengele sein Studium beendet hatte, trat er 1937 der NSDAP bei und wurde 1938 Mitglied der SS. Als Auschwitz/Birkenau errichtet worden war, wurde er dort 1943 Lagerarzt und war zunächst im Zigeunerlager tätig. Nach der Liquidierung der Zigeuner im Sommer `1944 wurde er Lagerarzt im Frauenlager. Häftlinge, die krank wurden, schickte er in die Gaskammer, wenn sie nicht schnell genug gesund wurden. Die häufigsten Krankheiten waren Mundfäule und Fleckfieber. Bei der Mundfäule werden die Wangen zerfressen und schließlich durchlöchert. Mengele fotografierte die Erkrankten und zeigte sich stolz über die durchschlagenden Behandlungserfolge.
Fleckfieber wird durch Läuse übertragen. Die Häftlinge versteckten warme Kleidung, da sie dachten nach der Desinfizierung nichts mehr zurückzubekommen. Mengele schickte 600-1000 Menschen/Barake in die Gaskammer und ließ das Gebäude reinigen. Dann wurden die Häftlinge aus anderen Baracken desinfiziert und neu eingekleidet in diese Baracke geschickt. Auf diese Weise wurde die Epidemie gestoppt.
Mengele war auch nach privaten Ergebnissen aus. Wie Verschuer bekam auch er ein Interesse an Zwillingen und Menschen mit zwergenhaften Wuchs oder anderen Anomalien. Er nahm medizinisch-wissenschaftliche Experi-mente an Menschen vor. Und dies noch nicht einmal im Auftrag der SS, sondern aus eigenständigem Forschungsinteresse. So bot Auschwitz Mengele die Gelegenheit, Zwillinge gleichzeitig zu obduzieren. Wenn ein Zwilling an Krankheit starb, wurde eben auch der andere getötet, um eine "ver-gleichende Sektion" durchzuführen. Doch hat er die Autopsien nie selber vollzogen, sondern überließ die "Arbeit"den Haftlingsärzten.
So wurden auch viele Zwillinge den Blutaustauschexperimenten unterzogen, die nicht selten tödlich endeten.
An Zwillingen wurden auch Injektionen, Rückenmarkspunktionen und operative Eingriffe vorgenommen. Diese "Versuche" wurden sogar ohne Betäubung durchgeführt. Für ihn waren die Zwillinge nur "Versuchskaninchen", die nach der Untersuchung und den Experimenten ausgedient hatten und durch Phenolspritzen getötet wurden. Mengele hat auch männliche und weibliche Zwillinge gepaart, um zu schauen, ob ebenfalls Zwillinge entstehen. Dadurch wollte er eine Methode zur Erhöhung der Geburtenrate erstellen, um die Dominanz der arischen Rasse zu sichern.
Kollegen des Todesarztes von Auschwitz sahen in ihm einen kalten, herzlosen Zyniker. Er schlug Häftlinge und duldete keine Unordnung.
Alltag war für ihn die Selektion an der Bahnrampe. Einmal kam ein Transport aus Lodz und es kam zu einem Zwischenfall auf dieser Rampe. Mengele erschoss eine Frau und ihre Tochter, weil sie nicht getrennt werden wollten. Wütend befahl er, dass die als arbeitsfähig selektierten ebenfalls in die Gaskammer kommen sollten.
Ein anderes Mal soll ihn ein Mädchen mit den Worten "Onkel Doktor" angesprochen haben. Da dieses Mädchen nicht von ihm weggehen wollte, gab Mengele einem dabeistehenden deutschen Kapo einen Wink ,der das Mädchen an den Beinen ergriff und es gegen das Rad eines Lastwagens schleuderte, so dass der Schädel zertümmert wurde.
Solche Grausamkeiten prägten das Bild von Dr. Josef Mengele, den Todesarzt von Auschwitz. Doch er wurde bei der Verurteilung derer, die im Vernichtungslager mitgewirkt hatten, nicht angeklagt. Er floh kurz vor der Befreiung der Häftlinge nach Argentinien und wurde somit nie für seine Straftaten verurteilt. Er hätte die Höchststrafe bekommen müssen, den Tod.
Erst 1981 hat man seine Knochen gefunden und festgestellt, dass er 1979 gestorben ist. Solange hat man nach ihm gesucht und er wurde erst vor zwanzig Jahren tot gefunden. Wie wichtig wäre es gewesen, wenn man erfahren hätte, was in diesem Kopf vor sich ging, wenn man so viele Menschen auf dem Gewissen hat und dabei keine Reue empfindet.

Susanne Ginko



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